Im Bahnradsport existieren mehr als 12 verschiedene Disziplinen, vom 15 Sekunden dauernden Sprint bis zum mehrstündigen Rennen, die auch in Sechstagerennen integriert werden. Die Anforderungen sind entsprechend unterschiedlich und reichen von Schnellkraft bis zur Schnelligkeitsausdauer, gepaart mit ausgezeichneten taktischen Fähigkeiten. Das Bahntraining liefert eine gute Grundlage für andere Radsportdisziplinen.
Bahnradsport
Der Bahnradsport ist eine Disziplin, die zahlreiche Facetten hat. Ausgetragen werden diese Wettkämpfe auf Radrennbahnen, die speziell für diesen Sport gebaut wurden. Dabei wird die Bahn gegen den Uhrzeigersinn befahren. Bahnräder weisen im Vergleich zu Straßenrädern einige Veränderungen auf: So gibt es keine Bremsen und auch keine Gänge. Es ist nur der sogenannte starre Gang erlaubt, je nach Disziplin werden Ritzel oder Kettenblatt ausgetauscht. Unterschieden werden die Wettkämpfe auf der Bahn in Kurzzeit und Ausdauer.
Zeitfahren
Das Zeitfahren wird dem Bereich Kurzzeit zugeordnet. Frauen müssen 500 Meter absolvieren, Männer 1000 Meter. Der Start erfolgt stehend. Aufgrund der kurzen Distanz spielt die Renneinteilung keine Rolle – von Beginn an muss der Sportler mit höchstem Tempo fahren.
Teamsprint
Der Teamsprint gehört in den Kurzzeitbereich und wird auch als Mannschaftssprint bezeichnet. Frauen fahren zwei Runden, Männer drei. Jeweils zwei (Frauen) und drei Fahrer (Männer) bilden eine Mannschaft. Dabei scheidet nach jeder Runde der jeweils führende Fahrer aus. Die beiden ersten Fahrer dienen auf diese Weise dem dritten als Anfahrer, der somit Energie für seine/die letzte Runde sparen kann. Eine Renneinteilung gibt es nicht, das Motto lautet: All out.
Sprint
Der Sprint gehört zu den packendsten Disziplinen auf der Bahn und hat eine lange Tradition. Bevor es in den Kampf Mann gegen Mann bzw. Frau gegen Frau geht, wird eine Qualifikation ausgetragen. Über 200 Meter mit fliegendem Start werden die schnellsten Zeiten ermittelt, die 16 Besten schaffen es in die Finalrunden. Von da an fahren jeweils zwei Sportler in zwei Läufen gegeneinander über eine Distanz von 1.000 Metern. Sieger ist, wer zuerst die Ziellinie überquert hat, die Zeit spielt dabei keine Rolle. Wer zwei Läufe gewonnen hat, kommt eine Runde weiter. Steht es nach zwei Läufen 1:1, entscheidet ein dritter Lauf.
Bis die Rennfahrer auf Höchsttempo kommen, sind die ersten Runden von Taktik geprägt. Die Fahrer belauern sich, mit Stehversuchen soll der Gegner an die Spitze „gelockt“ werden. Entscheidend für den Sprint ist dann der explosive Antritt und die Endschnelligkeit.
Keirin
Keirin ist eine aus Japan stammende Variante des Sprints und wird mit jeweils sechs Teilnehmern über eine Distanz von etwa 2.000 Metern (8 Runden/250-Meter-Bahn) ausgetragen. Größter Unterschied zum Sprint ist, dass das Feld während der ersten beiden Drittel der Distanz von einem Derny angeführt wird. Während dieser Phase sind keine Überholvorgänge erlaubt. Das Derny erhöht das Tempo allmählich auf etwa 45 Stundenkilometer, ehe es ausschert. Erst dann beginnt der eigentliche Finalkampf, bei dem die Rennfahrer versuchen, ihre beste Ausgangsposition für den Sprint zu finden. Bei diesem Sprint sind Berührungen zwischen den Teilnehmern im Gegensatz zum klassischen Sprint in einem begrenzten Umfang erlaubt. Auch deshalb ist diese Art des Sprint so einzigartig wie faszinierend.
Einerverfolgung
Die Verfolgungsdisziplinen gehören in den Ausdauerbereich des Bahnradsports. Bei den Frauen führt die Distanz über 3.000, bei den Männern über 4.000 Meter. Der Modus aber ist der gleiche: Über eine Qualifikation werden die vier zeitschnellsten Sportler ermittelt. Diese kämpfen im Halbfinale um den Einzug ins Finale, die Sieger fahren um den Sieg. Im Finale entscheidet die Platzierung, wird der Gegner unterwegs gar eingeholt, steht der Sieg vor Erreichen der Ziellinie fest.
Mannschaftsverfolgung
Bei Frauen und Männern geht es über 4.000 Meter. Der Modus von Qualifikation bis Finale ist der gleiche wie in der Einerverfolgung, mit dem Unterschied, dass zwei Mannschaften zu jeweils vier Sportlern gegeneinander fahren. Für die Zeitmessung im Ziel entscheidend ist immer der dritte Fahrer einer Mannschaft. Auch in dieser Disziplin gilt: Ist der Gegner eingeholt, ist das Rennen vorzeitig beendet.
Die Mannschaftsverfolgung gilt als Königsdisziplin des Bahnradsports. Neben der Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Mannschaftsmitglieds, ist die perfekte Abstimmung untereinander sehr entscheidend und wichtig für den Erfolg. Deshalb sind neben der physischen Leistung auch technisch-koordinative Fähigkeiten gefragt.
Punktefahren
Das Punktefahren ist ein Wettbewerb mit Massenstart. Sieger ist der Sportler mit den meisten Punkten. Die werden (meist) jede zehnte Runde in einem Wertungsspurt vergeben. Der erste Fahrer erhält 5 Punkte, der zweite 3, der dritte 2 und der vierte 1 Punkt. Die letzte Wertung, mit der zugleich das Rennen beendet ist, wird doppelt gewertet (10-6-4-2). Für einen Rundengewinn erhält ein Rennfahrer 20 Punkte gut geschrieben. Der Start des Punktefahrens erfolgt fliegend. Gefordert sind neben der Schnelligkeitsausdauer auch technische und koordinative Fähigkeiten, da in einer großen Gruppe mit hohem Tempo gefahren wird.
Scratch
Das Scratch-Rennen ist, um es ganz einfach zu beschreiben, ein Straßenrennen auf der Bahn: Sieger wird der Fahrer, der zuerst die vorgegebene Distanz erreicht hat. Wie bei einem Punktefahren sind die Sportler oft auf einen Rundengewinn aus, um im Schlussspurt möglichst wenig Konkurrenten zu haben. Beim Scratch sind die gleichen Fähigkeiten und Anforderungen wie beim Punktefahren gefragt.
Ausscheidungsfahren
Ein Ausscheidungsfahren ist ein Rennen mit Massenstart, bei dem in Zwischenspurts der jeweils letzte Fahrer ausscheidet. Maßgebend dafür ist das Hinterrad. Erst im Endspurt um den Sieg der letzten beiden Fahrer entscheidet, wer zuerst das Vorderrad über die Ziellinie bringt. Die Frequenz der Zwischenspurts hängt von der Länge der Bahn ab: Bei Bahnen unter 333 Meter Länge wird alle zwei Runden gespurtet, bei längeren Bahnen jede Runde. Der Start erfolgt fliegend, es gibt keine Rundengewinne.
Madison
In dieser Disziplin bilden zwei Rennfahrer ein Team, die sich so oft ablösen können, wie sie wollen. Der Modus ist gleich dem Punktefahren: Bei Zwischenspurts werden 5-3-2-1 Punkte vergeben (Schlussspurt wird doppelt gewertet). Neu ist, dass bei einem Rundengewinn 20 Punkte erzielt werden. Bis dahin hieß es: Rundengewinn geht vor Punktegewinn.
Das Madison, oder das Zweiermannschaftsfahren, hat seinen Namen aus den USA: Das erste Rennen dieser Art gab es Ende des 19. Jahrhunderts im Madison Square Garden in New York. Neben der Ausdauer und Schnelligkeit, gilt es beim Madison, auch das Rad nahezu perfekt zu beherrschen.
Omnium
In diesem Wettbewerb wird der vielseitigste Rennfahrer ermittelt. Das Omnium setzt sich aus den vier Einzeldisziplinen Scratch, Temporennen, Ausscheidungs- und Punktefahren zusammen (Ablauf seit 14. Oktober 2016), bei denen jeweils Punkte für die Platzierungen vergeben werden. Es siegt der Sportler mit der höchsten Gesamtpunktzahl.
Ansprechpartner:
Lars Goldmann und Holger Sievers
Video zu unserem Bahn-Schnuppertag 2023 in Solingen